Meinen Lebensunterhalt verdiene ich als Ingenieur. Pro Jahr entstehen seit 2005
je nach Aufwand, Lust, Laune und Stimmung ohne Zeitdruck ca. 10 bis 30 Werke.
Die hier im Folgenden ausgewählten Bilder sind überdurchschnittlich aufwendig oder
auch gehaltvoll und werden deshalb auch entsprechend umfangreich erörtert.
Porträt
Grace II 2011-10 90 x 70 cm Öl, Canvas
Das Bild erzielte auf der "25. Stuttgarter Freizeitkunst-Ausstellung 2013" einen 2. Preis.
Foto: Atelier (Made Off - Grace II)
Mitte unten: Grace I / Mitte oben: Grace II in Arbeit / oben links: Fotovorlage / rechts oben: Laptop mit Detailaufnahme
Wie entsteht solch ein Bild?
Zunächst ist ein Grundvertrauen zwischen Model und Maler wichtig. PrivateDaten und Originalfotos gehen auf
Wunsch nicht in öffentliche Bereiche oderunbefugte Hände und sind grundsätzlich geschützt und fern vom Internet
gespeichert. Mündliche Absprachen sind für verpflichtend. Die Länge einer Session dauert maximal 90 Minuten.
Ein Porträt soll den Menschen so repräsentierenwie er/sie ist und den individuellen Charakter der Persönlichkeit
ausstrahlen. Als Maler muss ich durch Gespräche, Hinschauen undGespür erfassen, was für einen Menschen ich da
geradebegegne. Skizzen, Zeichnungen, Fotos und Probebild unterstützen diesen Prozess.
Exemplarischer Ablauf
0. Vorbereitung: Vorbereitendes Gespräch, Ablauf besprechen
1. Session: Kennen lernen und konkrete Absprachen treffen z.B. beiKaffee und Kuchen, Entscheidung des Models:
Weitermachen oderAbbruch? Darf der Vorname im Werkstitel genannt werden?, erste Skizzen, Fotos
2. Session: Weitere Skizzen und Fotos. Kann unter Umständenentfallen, wenn man sich bereits gut genug kennt und
ein gutesaktuelles Foto in Session 1 entstanden ist oder mitgebracht wurde.Ein wirklich authentisches Porträt entsteht a
ber niemals auf Grundlage eines Fotos ohne persönliches Gespräch. Ein künstlerisches Porträt ist keine fotografische
Momentaufnahme. Der Abstand zwischen Session 1 und 2 solltemindestens einen Tag aber maximal 4 Wochen betragen.
3. Session: Abschluss nach ca. 4 - 6 Monaten. Letzte Korrekturen von Details vor allem speziell an den Augen.
Hohenzollern
Hohenzollern III 2011-02 d = 79 cm Öl, Kreidegrund, Holz
Ständig suche ich in Zeitungen, im Internet, in Broschüren, in Werbeunterlagen nach brauchbaren und interessanten Ideen.
Das Vorlagenfoto stammt aus einer Zeitschrift, begeisterte mich sofort, aber die Auflösung der Vorlage reichte beiweitem
nicht aus, um für diese Größe die nötigen Details bereitzustellen. So wanderte ich für die Version Nr. II des Bildes auf den R
aichberg, mußte aber erkennen dass die Aufnahme nichtvon dort gemacht wurde und erst bei bzw. für die hier gezeigten
Version III war ich nahe genug am Ort des Geschehens. Der Nordrandweg zwischen Katzensteig und Roschberg bietet
eine ähnliche Ansicht und brachte mir die Erkenntnis, dass diese Aufnahme erst durch die Beherrschung der Lüfte erfolgen konnte.
Trotzdem, auch wenn dieses Bild recht schön ist, für mich ist es ein Übungsstück für Farben und Technik mittelalterlicher Meister.
Mein Herz schlägt mehr für Dinge, die uns Menschen unmittelbar grundsätzlich und noch intensiver im innersten bewegen.
Yin – halb sank sie hin, halb zog sie ihn & Yang – ein bisschen Bi schadet nie
Planung und Hängung der beiden Werke
Bildbeschreibung
Yin – halb sank sie hin, halb zog sie ihn Yang – ein bisschen Bi schadet nie
155 x 95 cm Öl, Canvas 95 x 154 cm Öl, Acryl, Papier, MDF
Das Dyptichon zieht den Betrachter auf den ersten Blick an, fesselt ihnund lädt ihn auf eine assoziativ-allegorische
Reise vollerSymbole, Gedanken, Bilder und Emotionen ein. Reich an gegen- undmiteinander verwobenen visuellen
Eindrücken in Verbindung mitder besonderen Anordnung der beiden Bilder wird der Betrachterzunächst überwältigt
und benötigt eine gewisseZeit zur Einordnung und Systematisierung. Was fesselt zuerst? Lässtman sich von den
kontrastreichen Farben gefangen nehmen? Genießtman die beschwörenden Figuren? Betrachtet man gebannt die
unterschiedlichen Techniken und die Symbole oder blickt man alsbaldauf die Bildtitel?
Links fällt die rote Musiknote als Symbol für Musik bzw. Kunst auf.
Der Hintergrund in der Kontrastfarbe 'grün' wirkt, entgegen derruhigen Ausstrahlung der Frau im Notenkreis, unruhig
und dynamisch.Steht der Hintergrund im Gegensatz zu Ihr oder kann man ihn auch alsein integrativen Bestandteil ihrer
Persönlichkeit begreifen? Dielasierende Maltechnik im Bereich der Frau lässt die Leinwand alsBildträger erkennbar
bleiben, während der kräftigepastöse Duktus diese sonst häufig verdeckt.
Rechts fällt das griechische Lambda (λ) als Symbol der Mathematik oderder Wissenschaften in den Blickpunkt.
Als Symbol für dieWellenlänge wird hier die Frage nach der richtigen Wellenlängegestellt. Ist die Musik wohlfeil?
Töne beschreibt dieWissenschaft als Frequenz mit entsprechenden Wellenlängen. DerKammerton a beispielsweise
liegt mit 440 Hz etwa bei 78 cmWellenlänge. Ein kleines Spektrum der elektromagnetischen Wellennennt man Licht
und das kann der Mensch sehen, als Farbendifferenzieren. Die Wellenlängen des Regenbogens von blau bisrot
(ca. 400 bis 700 nm) ermöglichen die kunstvolle Betrachtungvon Werken der bildenden Kunst. Spätestens jetzt muss
diemännliche Figur erwähnt und betrachtet werden. Liegen die beiden Figuren auf einer Wellenlänge? Die äußere
Erscheinung könnte kaum kontrastreicher sein. Während dieFrau im linken Bild ruhig, gefasst und mit sich eins ist,
vielleichtsogar religiös anbetend erscheint, wirkt der Mann im rechtenBild ausufernd verlangend, begierig und maßlos.
Der Bildträgerist geprägte Tapete und bildet auch hier einen vollkommenenGegensatz zum linken Bild. Orange und
Blau sind im FarbkreisKontrastfarben und die schmückende irisierende Orange könntejedem Pfau gut stehen und
einer Pfaudame gefallen. Der Kontrastbetrifft auch die verwendeten Farbarten. Im Gegensatz zurvorherrschenden
Ölfarbe ist der orange Hintergrund im rechtenBild eine Acrylfarbe. Die einander zugewanden Teile der Note und
desλ sind an vorderen Ende dunkler ausgemalt. Ob das als sexuelleAnspielung interpretiert werden kann bleibt
dem Betrachterüberlassen. Zumindest erwachsen die Symbole jeweils geradezu förmlich den Unterleibern.
Die Beiden haben mehr miteinander zu tun, als es sich bereits auf den ersten Blick offenbart.
Das Blau als Symbol für das Männliche sowie vis-a-vis das Rotals das Weibliche finden sich jeweils als Reflexion
im Gegenüberwieder. Die zwei Pole bedingen einander und erinnern so stark an das chinesische Yin und Yang.
„Yin und Yang bezeichnen Gegensätze in ihrer wechselseitigenBezogenheit. Daher können sie zur Erklärung von
Wandlungsvorgängen und Prozessen und zur Darstellung dergegenseitigen Begrenzung und Wiederkehr von Dingen
benutzt werden.Yin und Yang steigen und sinken immer abwechselnd. Nach einerHochphase des Yang folgt zwingend
ein Absinken von Yang und einAnsteigen von Yin und umgekehrt.“ [www.wikipedia.de, Yin und Yang, (Stand Juli 2013)]
Diese gegenseitige Beeinflussung und damit wenn man so will derenGleichgewicht wurden bereits von Heraklit
aufgenommen. „Er löstedie Frage der Gegensätze anders: Wenn im UniversumUnvereinbarkeiten wie Einheit und
Vielfalt, Liebe und Haß,Frieden und Krieg, Ruhe und Bewegung existieren, so wird sich dieHarmonie dieser
Gegensätze nicht dadurch herstellen, dass einerder beiden Elemente ausgeschaltet wird, sondern dadurch, dass
siebeide in ständiger Spannung existieren. Harmonie ist dann nicht Abwesenheit, sondern Gleichgewicht der
Gegensätze.“ [Umberto Eco, Die Geschichte der Schönheit, Seite 72, Carl Hanser Verlag, 2004, ISBN 3-446-20478-4]
Spazieren gehen
Spazieren gehen 2007-14 64 x 50 cm Öl, Ölmalkarton
Das Motiv stammt aus den spanischen Pyrenäen, wurde aber mit Phantasie umgesetzt. Das Bild wirkt besonders
harmonisch, weil alle Farbtöne aus 5 Pigmenten gemischt wurden sind (ein blau, ein rot, zwei gelb und ein
Weißpigment). Oft probiere ich neue Pigmente aus, mache mir Mischtafeln und notiere mir die in Bildern verwendeten
Farben und Pigmente in ein Heft.